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Etappe 05


26.06.2017

Aken - Magdeburg - Bertingen => 109,08 km

Am Morgen werde ich von Fahrzeugen geweckt. Die Handwerker sind da. Ich wollte ja eh früh aufstehen, also los. Das Zelt und die Ausrüstung sind auch bald auf und an dem Rad verstaut, die heutige Etappe kann starten. Es ist für mich eine besondere Etappe, die ich meiner Mutter widmen möchte. Eigentlich wollte ich am 12. April an Magdeburg vorbei, aber das klappte ja leider nicht. Statt mit dem Rad, bin ich mit dem Zug durch Magdeburg gefahren.

Um 8:20 Uhr rolle ich los Richtung Aken. Als erstes suche ich mir einen Bäcker, um etwas zum Frühstück zukaufen. In einer Seitenstraße finde ich einen und gönne mir ein Sesam-, ein Kürbisbrötchen zum mitnehmen und ein ganzes belegtes Brötchen mit Kochschinken und Salat. Insgesamt 2,50 € soll ich bezahlen, dafür bekomme ich bei mir gerade mal ein belegtes Kochschinkenbrötchen beim Bäcker. Das Brötchen wurde frisch belegt und schmeckt gut. Prima, der Tag kann so weiter gehen.
Nach der Stärkung fahre ich die kurze Strecke von gestern durch Aken zurück zum Elberadweg. Es geht wieder am, hinter und auf dem Deich entlang Richtung Norden, ständig im Wechsel. Die ersten zwei Stunden, nach dem Bäcker, bin ich im leichten Nieselregen unterwegs. Nun verspricht es ein schöner Tag zu werden. Ich komme gut voran und genieße die Natur, die Ruhe und das fahren.

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Eine Elbüberquerung steht an. Eine Gierseilfähre wartet schon auf mich. Ein schweizer Ehepaar kommt auch mit ihren Reiserädern auf die Fähre. Sie fängt schnell ein Gespräch mit mir an und erzählt, dass die beiden von Zürich aus die westliche Grenze von Deutschland hochgefahren sind bis Dänemark. Von dort sind sie runter nach Hamburg und nun folgen sie dem Elberadweg bis Bad Schandau. Von dort wollen sie wieder zurück nach Zürich radeln. Man, hoffentlich kann ich auch so schöne Touren machen, wenn ich die Rente erreicht habe…
Auf der anderen Elbseite rollen die beiden Richtung Süden, ich in die entgegengesetzte Richtung.

Bald bekomme ich Appetit. Die viele frische Lust und die Bewegung leisten ganze Arbeit. In Walternienburg sehe ich, wie ein Koch gerade ein Schild an die Straße stellt. Darauf steht: „Frische Tomatensuppe“. Ich halte an und frage, ob er schon geöffnet hat. Nach der freundlichen Antwort stelle ich Lisa ab und gehe durch ein Tor. Vor mir öffnet sich ein wirklich schöner Innenhof. Nun befinde ich mich im Hof der Heinrich’s Pension. Mir wird verraten, dass der Koch die Tomatensuppe nun ganz frisch aufsetzt, ob ich etwas Zeit hätte. Jo, die habe ich! Bin ja im Urlaub.
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Ich schaue mich in Ruhe etwas um und bin recht angetan von dieser Pension. Hier würde ich auch einkehren, wenn ich nicht mit dem Zelt unterwegs wäre. Die frische Suppe kommt und ich schlemme vor mich hin. Sie schmeckt sehr gut, aber etwas kann ich noch nicht erahnen (Achtung:Spoiler): es wird nicht das letzte leckere heute sein…
Es gesellen sich 5 Rentner an meinen Tisch. Sie sind auch mit dem Rad unterwegs, allerdings in meine entgegengesetzte Richtung. Sie fahren von Pension zu Pension und sind zwischen 30 und 50 km am Tag unterwegs. Meine Suppe ist ausgelöffelt, wir geben uns noch gegenseitig ein paar Tips für die nächsten Kilometer und ich ziehe wieder los. Wenige Kilometer später quere ich die Elbe mit der nächsten Fähre, bin nun wieder auf der westlichen Seite.

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Ca. 10 km vor Magdeburg liegt Schöneck an der Elbe. Achtung, jetzt kommt eine Lobhudelei, weil ich wirklich begeistert bin! Es ist Mittagszeit als ich hier ankomme. Mein Magen meldet sich mit einem leisen, aber ernsten Knurren. Den Wegweisern vom Elberadweg bin ich immer hinterher und lese ein Schild mit "Weltrad" und "Restaurant". Der Name spricht mich an, also folge ich dem Richtungspfeil. Durch ein altes Tor in einer alten Mauer muß ich durch, über einen großen, grob gepflasterten Innenhof. Alles was klappern kann klappert auch. Linkerhand sehe ich einen Fahrradladen, Weltrad. Der Laden hat leider Mittagspause und ist geschlossen. Sonst hätte ich gerne mal reingeschaut, es sieht sehr schön aus, gerade für Reiseradler, wie ich es bin. Hinter dem Laden geht es zur Rezeption und in das Restaurant von Weltrad. Lisa (mein Trekkingrad) stelle ich hier ab und schaue neugierig hinein.
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Mich empfängt erst ein großzügiger Flur, dann ein großer, aber sehr schöner Raum, in dem das Restaurant ist. Hier und da sind alte Räder zur Deko, oder sonstiges vom Fahrrad. Aber es ist nicht überladen, alles ist stimmig zusammen gestellt. Ich mache es mir draußen auf der Terrasse gemütlich und bekomme schnell die Karte an den Tisch gebracht. Es gibt verschiedene Gerichte, aber nicht zuviele. Eben so, das jeder etwas leckeres für sich findet. Dann entdecke ich "Wiener Schnitzel", also das richtige vom Kalb, nicht vom Schwein. Steht zwar mit 19 € auf der Karte, aber ich gönne es mir, man bekommt es ja so selten. Glücklich mit einem großen Radler warte ich auf das Essen und schaue dabei auf die Elbe. Als mir das Wiener Schnitzel gebracht wird, bin ich erstmal vom optischen begeistert. Also mal probieren... klasse! Das Schnitzel ist frisch paniert und sehr gut zubereitet, hat einen tollen Geschmack. Auf dem Teller liegt ein doch recht großer Salat. Ich arbeite mich so nebenbei durch die grünen Blätter, die oben liegen. Sie sind mit einer leckeren Sauce angemacht und so macht auch ein einfacher Salat Spaß. Der grüne Salat ist nun verputzt, da entdecke ich vier weitere kleine Salate darunter. Sie sind alle nebeneinander drapiert, aber so, dass sich ihre Saucen nicht miteinander vermischen. Jeder der kleinen Salate hat eine andere Geschmacksrichtung, der eine ist etwas süßlich, der nächste etwas säuerlich, eine tolle Mischung! Was mir besonders auffällt, weil ich so einen Salat sonst nie in einem Restaurant bekomme, ist ein Salat von Apfelschnitz. Der ist super lecker, eigentlich würde ich gerne eine große Schüssel davon futtern.
Von den Bratkartoffeln habe ich ja noch gar nicht gesprochen: Es sind, für mich, richtige Bratkartoffeln: schön cross, sehr schön gebräunt, nicht fettig und lecker! Oft bekomme ich in Restaurants Bratkartoffeln, wie ich sie nicht als Bratkartoffeln verstehe: schwimmend in Fett, nur mal kurz durch die Pfanne gezogen, gar nicht gebräunt. Aber diese hier bei Weltrad sind toll! Da zahle ich sehr gerne den Preis, der meiner Meinung auch völlig gerechtfertigt ist. Als mich die nette Bedienung schlemmend vorfindet und fragt, wie es schmeckt, sprudeln die Lobeshymnen nur so aus mir raus. Auch das mit den Salaten habe ich ihr gesagt. Sie freut sich und gibt es gerne der Küche weiter.
Als ich bezahle, gebe ich etwas mehr Trinkgeld, ich bin mehr als zufrieden, habe ja auch gar nicht mit einem so tollen Essen gerechnet. Anschließen schaue ich mir noch ein Zimmer an, die hier zu vernünftigen Preisen angeboten werden. Wenn ich nicht mit dem Zelt unterwegs wäre, würde ich hier einkehren. Leute, merkt euch: Weltrad!
Satt und sehr zufrieden geht es nun weiter gen Norden. Hier versperren nun auch nicht mehr so viele Bäume den Elberadweg. Sie wurden vom Radweg entweder entfernt, oder an die Seite gezogen. Langsam erreiche ich Magdeburg und denke viel an meine Mutter. Ich habe mir aber keine große Rundtour in der Stadt vorgenommen, sondern werde dem Elberadweg folgen. Mich erschreckt es doch sehr, wie runtergekommen die ersten Häuserblocks hier sind: leerstehend, verwaist, eingeworfene Fenster, Bretter vor den Eingängen. Aber es wird langsam besser, je weiter ich rein komme.
Die fahrt durch Magdeburg war sehr viel kürzer, als gedacht. Schnell bin ich wieder raus aus der Stadt und folge meinem GPS-Track weiter zum nächsten Campingplatz, der noch 40 oder 50 km entfernt sein soll. Auch oberhalb von Magdeburg sehe ich viele Sturmschäden links und rechts des Weges, es muss wirklich heftig gewesen sein. Eine einsame Eiche zeigt eindrucksvoll die Gewallt des Sturmes: Sie steht alleine an einem Feld. Drumherum nur flaches Gelände. Ich kann genau die Windrichtung des Sturmes sehen, da von der Eiche an die nächsten geschätzten 80-90 Meter weiter ihr Äste liegen. Selbst der letzte Ast, den ich sehen kann, ist gute 1,5 Meter lang. Wie gesagt, er liegt in ca. 80-90 Metern Entfernung...

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Ein paar Kilometer weiter komme ich zur längsten Kanalbrücke Europas, mit einer Länge von über 900 Metern. Es ist also eine Brücke für Schiffe über die Elbe. Sie wurde nach der Wiedervereinigung erbaut. Ist schon recht beeindruckend: unten die Elbe, oben der Mittellandkanal. Aber blöde nur, ich muss nun auf die Höhe des Mittelandkanals kommen, es geht über eine kurze Strecke mit gut 13% Steigung nach oben. Aber hey, ich habe letztes Jahr den Harz und den Taunus bezwungen, da schaffe ich diese paar Meter auch!
Kurze Zeit später muss ich mal wieder eine Umleitung fahren, da der normale Weg durch Bauarbeiten am Deich gesperrt ist. Ich fahre über einen Feldweg und komme 20 Minuten später wieder auf den Elberadweg. Hier komme ich gut voran, die Sturmschäden scheinen nicht so stark gewesen zu sein.

Nicht lange und ich quere heute das dritte Mal die Elbe mit einer Fähre. Der Tag der Elbquerungen für mich. 2x wurde ich mit einer Gierseilfähre übergesetzt, das dritte Mal ist es eine Motorfähre.
Die Sonne scheint, ich genieße das Wetter, mir geht es gut. Die Kilometer spule ich so runter und erfreue mich an der Landschaft. Doch so langsam muss ich mich für einen Campingplatz entscheiden. Der erste auf meinem Weg, ist an einem See. Also hin da! Als ich ankomme, bin ich richtig enttäuscht: Es ist ein altes Kieswerk, die Plätze sind nicht schön und es gibt auch keine wirklichen Gebäude hier, nur Container. Okay, alles ziemlich einfach, hat auch seinen Reiz. Aber das habe ich mir für heute nicht vorgestellt, also hänge ich noch ein paar Kilometer dran, hoffe auf den nächsten Platz!
Ich komme dort an und fühle mich auch schon wohl. Der Platz ist auf amerikanisch getrimmt, der Chef sieht aus wie ein alter Indianer. Später soll ich noch erfahren, dass sie für Schulklassen und Kindergärten "Indianer- und Cowboyspiele" anbieten. Mit Bogenschießen, Kriegsbemalung usw. Eine tolle Idee, sie wird auch oft angenommen.
Der Platz selber ist schön, es gibt einen kleinen selbstgebaggerten See, der aber nicht zum schwimmen da ist. Drin sind viele Fische, es gibt kleine Inseln, die mit abendteuerlichen Brücken verbunden sind, bzw. verbunden werden. Ist ja noch nicht fertig, und soll später für die Indianerspiele mit genutzt werden.
Sie haben hier auch ein Restaurant, aber ich werde mir was eigenes köcheln. Aber ein frisches Radler bestelle ich mir vor dem Zeltaufbau doch. Nach über 100 km schmeckt das prima und tut gut. Das Zelt ist auch fix aufgebaut, ich hüpfe unter die Dusche und fange an für meinen Magen Abendessen zukochen. Der will ja immer was haben, ist schlimm auf solchen Touren.
Gegen 21:00 Uhr latsche ich nach vorne ins Restaurant. Der Häuptling sitzt gemütlich in einem Sessel. Wir quatschen etwas, er erzählt mir über seinen Platz und seine Ideen, die er noch umsetzen will. Ein toller Traum, den er sich hier verwirklicht hat und noch verwirklichen wird. In der Bar sehe ich Whiskys, da bestelle ich mir doch gleich einen. Er sagt nur, bist eingeladen, die Kasse habe ich schon geschlossen. Wir trinken zusammen ein Feuerwasser und sind glücklich.
Bald liege ich im Schlafsack und schnarche zufrieden vor mich hin.
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